Der Waschbär – invasiver Räuber

Waschbären gehören zu den Kleinbären und sind Räuber. Sie werden circa 40 bis 70 Zentimeter lang und wiegen im Mittel bis zu neun Kilogramm – damit sind sie die größten Vertreter der Kleinbären.
Typisch für sie ist ihre Fellmusterung, die im Gesicht eine schwarze, stark abgegrenzte, Maske vermuten lässt. Ansonsten sind sie gräulich, weiß, bisweilen schwarz verziert und insgesamt leicht zu erkennen.

Weißer Waschbär @ Kobelt-Zoo Frankfurt Schwanheim, Foto: Alexander Peinze

Der Waschbär ist darüber hinaus ein sehr anpassungsfähiges Tier: So schwanken die Größen der Jagdgebiete etwa zwischen 300 Quadratmetern und knapp 50 Quadratkilometern. Dies ist abhängig davon, ob das Tier in Steppen, in Wäldern oder in Städten wohnt. Seine Anpassungsfähigkeit, die auch dadurch bestimmt wird, dass die Tiere Müll, Eier, menschliche Vorräte und teils sogar Aas fressen, hat dazu geführt, dass sich der gefräßige Kleinbär ausbreiten konnte.

Ursprünglich in Nordamerika beheimatet, findet man die Tiere nun auch in Deutschland (vor allem in Rhein-Main und Norddeutschland), in Japan und im Kaukasus. Alle hiesigen Populationen lassen sich auf entflohene oder freigelassene Tiere von Pelzhändlern oder Waschbärzüchtern und auf entlaufende Zootiere zurückführen.

Der Namen leitet sich aus der falschen Annahme ab, Waschbären würden ihre Nahrung waschen. Dies ist nicht der Fall, da verschmutzte Nahrung bei wildlebenden Tieren keinesfalls gezielt gewaschen wird. Lediglich Tiere in Gefangenschaft tauchen ihre Nahrung unter Wasser – wohl aber zu dem Zweck, ihr natürliches Jagdverhalten an Wasserstellen, bei welchen sie nach im Boden lebenden Tieren suchen, zu imitieren.

Dabei sind die Tiere in der Lage, ihre Nahrung gezielt mit den Vorderpfoten abzutasten, wofür sie auch auf zwei Beinen stehen können. Ihr eher gedrungener Wuchs verhindert dabei ein schnelles Rennen.

Der Siegeszug der Waschbären in Europa

Als einschneidendes Ereignis der Waschbärgeschichte ist das Ereignis vom 12. April 1934 zu bezeichnen: Am hessischen Edersee wurden damals zwei Waschbärpärchen ausgesetzt, die die gesamte westdeutsche Population von heute (mehrere Hunderttausend Tiere) begründet haben dürften. Trotz der geringen genetischen Vielfalt haben sich die Populationen konstant und gut entwickelt, sodass Waschbären nun von Frankfurt bis Lübeck heimisch sind. Dabei verbreiten sie sich allmählich auch in angrenzende Länder.

Im Osten entstand ab 1945 eine weitere Population, die aufgrund eines im Krieg zerstörten Käfiges zustande gekommen ist. Unterschiede zwischen den Populationen sind feststellbar und so zentrieren sich die Verbreitungsgebiete auch heute noch – ohne große Durchmischungen – auf Hessen und Brandenburg.

Der Waschbär in den Städten

Waschbär Graffiti Friedensbrücke Frankfurt
Waschbär Graffiti @ Friedensbrücke Frankfurt, Foto: Alexander Peinze

Immer wieder werden Waschbären in Städten gesichtet, weil sie mit Vorliebe Mülltonnen durchwühlen oder nicht abgeschlossene Räume plündern. Gerade Garagen und Schrebergärten sind interessant für die Tiere, da sie hier Nahrung finden können. Naturnahe Wohnungen sind eher vom Waschbärbesuch betroffen als Hochhäuser, aber dennoch wurden – teils überfahrende – Waschbären auch schon in stark versiegelten Ecken von Frankfurt entdeckt. Dies lässt darauf schließen, dass die Waschbären sich bei der Nahrungssuche immer weiter in menschliches Gebiet vorwagen, was unter anderem zu einer Abschussgenehmigung führte.

So wurden allein in Hessen (vor allem in Rhein-Main) in der Saison 2015/2016 28.000 Tiere geschossen. Viele von ihnen drangen in Städte vor. Vor allem in Nordhessen verbreiten sich die invasiven und gefräßigen Tiere.

Schäden richten sie zwar kaum an, insofern sie keine Räume betreten. Aber das Umgraben von Gärten, das Umwerfen von Mülltonnen oder das Attackieren von brütenden Vögeln im Stadtgebiet, ist lästig und auf Dauer vor allem eine Gefahr für seltene Vogelarten. Dabei fressen Waschbären am liebsten Eier von Vögeln, die am Boden brüten. Aber die Kleinbären können auch klettern und so machen sie aktiv Jagd auf Nester und Baumhöhlen.

In verstädterten Gebieten wie Frankfurt, findet das Raubtier auch deshalb so viel Nahrung, weil Müll zentriert wird. Aber vor allem Kleingartenanlagen, Unterführungen für Amphibien und natürlich öffentliche Parks sind interessant für den Kleinbären.

Ob man die Waschbären wieder loswerden kann, steht indes auf einem anderen Blatt geschrieben. Vielerorts sind sie zu einer echten Plage geworden und der Schaden, den sie am Ökosystem Deutschland auslösen, kann bisher nur geschätzt werden. Da die Tiere aber auch in entlegenderen Gegenden gut leben können, wird es in Deutschland wohl langfristig weiterhin Waschbären geben.

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